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Warum Nerds und Esoteriker den Hackathon fürchten

Heckathon

Marcus Rabe, Manager der UMS, hat zwei spannende Themen auf einen Schlag adressiert: Wie funktionieren Neuronale Netze? Und welche hervorragenden Ergebnisse liefert ein Hackathon?

Marcus, du bist jetzt seit zwei Jahren bei UMS und immer wieder für eine Überraschung gut. Was verbindet dich mit der Hult International Business School? 

Meine Zeit an der Hult, das war einfach großartig. Tolle Leute, viel Spaß und immer wieder Vorlesungen und Formate mit Praktikern. Das hat mich dermaßen begeistert, dass ich noch immer noch gern Teil der Gemeinschaft bin – heute als Alumnus.

 

Und wie bist du auf die Idee gekommen Studierenden der Hult International Business School in San Francisco und Boston für Neuronale Netze zu begeistern? 

Du weißt ja, dass mich das Thema schon seit längerem umtreibt und ich viel Erfahrung aus meinem vorherigen Job damit habe. 

Es ging darum, die Funktionsweise eines Neuronalen Netzes zu erklären, ohne dass ein Mathematikstudium die Voraussetzung ist. Das ganze Thema wird meist entweder in mathematischer Formelsprache möglichst abstrakt dargestellt oder mit esoterischem Geschwafel zur neuen Weltreligion ausgerufen. Aber eigentlich sind die Grundprinzipien so einfach, dass man sie nur mit Grundrechenarten auf einem Flipchart zu Fuß rechnen kann. Und genau das wollte ich den Studenten näherbringen.

Na, die Symbiose von Flipchart und UMS ist ja bekannt! Und außerdem ist mir als UMSler die direkte Umsetzung von inspirierender Theorie in nutzenstiftende Praxis mit Hilfe geeigneter Tools unheimlich wichtig.
 

Wow, das ist ein starkes Statement! Wen hast du denn in diesem Fall wie befähigt?

Im ersten Schritt habe ich in einer dreistündigen Vorlesung 90 live zugeschalteten Business Analytics Studierenden die Funktionsweise Neuronaler Netze erklärt. Im Anschluss wurde die Aufzeichnung den anderen, aktuell 500 Masterstudenten zur Verfügung gestellt.

Und im zweiten Schritt habe ich einen Hackathon organisiert. Teilgenommen haben 17 Teams bestehend aus 51 Studierenden. Ziel war es, den Studierenden Gelegenheit zu geben, das Gelernte in der Praxis umzusetzen.

 

Okay, eine Vorlesung, das kenne ich, aber was ist denn jetzt eigentlich ein Hackathon?

Ein Hackathon ist eine Art Sprint-Wettbewerb zur kreativen Problemlösung. Ursprünglich kommt das aus der Softwareentwicklung wo sich cross-funktionale Gruppen bestehend aus Programmierern, Designern, Fachexperten und Anderen einer Problemstellung stellen und diese in einer vorgegebenen kurzen Zeit zu lösen versuchen. Am Ende wird die Beste Lösung prämiert. Man könnte also sagen, dass ein Hackathon agiles Arbeiten in reinster Form ist.

 

Gibt es Rahmenbedingungen, die für das gute Gelingen wichtig sind?

Damit es funktioniert, ist das Wichtigste, die Aufstellung der Teams. Eine Mischung unterschiedlichster Kompetenzen und Erfahrungen ist grundlegend. Darüber hinaus ist es essenziell, dass die Teams ihre Zeit zu 100 Prozent dem Hackathon widmen und nicht noch nebenbei an anderem arbeiten.

Es gibt eine Person, die die Problemstellung an das Team gibt und die auch durchgehend ansprechbar sein muss. Denn, wie im agilen Arbeiten üblich, wird regelmäßig Feedback vom Auftraggeber beziehungsweise von der Auftraggeberin eingeholt. Das Arbeitstempo ist extrem hoch und kann natürlich nur eine begrenzte Zeit durchgehalten werden. Deswegen dauern die meisten Hackathons auch nur zwei bis drei Tage. Es wird also viel verschiedenster Output in sehr kurzer Zeit produziert und verprobt – Trystorming par excellence.

 

Und dieser spezielle Hackathon, was war die Aufgabenstellung und warum hast du diese Aufgabe gewählt?

Bei diesem Hackathon stand das Lernen im Vordergrund. Deshalb war das Ziel weniger das Ergebnis als der Weg dahin. Es ging darum, dass die Studierenden das Innenleben und die Funktionsweise Neuronaler Netze wirklich verstehen. Und zumindest ich verstehe Dinge erst wirklich, wenn ich sie selbst tue. Von daher war die Aufgabe, ein Neuronales Netz zu programmieren, das Bilder von Bekleidung korrekt klassifizieren kann – als T-Shirts, Hosen, Hemden und so weiter. Man gibt dem Neuronalen Netz ein beliebiges Bild und es sagt, um was es sich handelt. In der Praxis würde man für eine solche Aufgabe fertige Funktionsblöcke aus einer Bibliothek für Neuronale Netze – sozusagen als Black Box - anwenden. Leider häufig, ohne zu verstehen, was da wirklich im Innenleben passiert. Von daher war die Aufgabe des Hackathons eben diese Bildklassifizierung ohne Verwendung solcher Bibliotheken zu programmieren. Also quasi die Funktionsweise der Bibliothek selbst zu programmieren und diese dann zu nutzen, um die Aufgabe zu lösen. Wer das hinbekommt hat auch wirklich verstanden, wie ein Neuronales Netz funktioniert.

 

Spannend, was ist denn dabei rausgekommen?

Viele Stunden intensiver Arbeit, Hektoliter Kaffee getrunken, ein Wochenende von Pizza ernährt, und nicht zu vergessen viel Spaß…

Aber im Ernst – es ging vor allem um die Lernerfahrung – wie gesagt, die Reise war das Ziel. Alle Teilnehmer können jetzt von sich sagen, dass sie viel über Neuronale Netze gelernt haben.

Aber natürlich gab es auch vorzeigbare Ergebnisse. Eine Gruppe hat es geschafft, mit ihrem Code über 80 Prozent der vorher unbekannten Testbilder korrekt zu klassifizieren. Gemessen daran, dass es mir selbst vor dem ersten Kaffee manchmal schwerfällt, Hemd und Hose korrekt auszusuchen, eine reife Leistung für das Netz. Neben dieser Genauigkeit wurden die Teams aber auch an Dingen wie der Verständlichkeit und Wiederverwendbarkeit ihres Quellcodes gemessen – Dinge, die im späteren Arbeitsleben unverzichtbare Grundvoraussetzungen sind.

Es war der Wahnsinn zu sehen, was ein Haufen Studierender (keine, die Computerscience studieren, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren in den verschiedenen Businessprogrammen eingeschrieben) an nur einem Wochenende auf die Beine stellen kann.

 

Bei welchen Fragestellungen kannst du dir vorstellen, dass Unternehmen Hackathons organisieren und woher nehmen sie geeignete Teilnehmer? Ich wäre da ja eher fehl am Platz, oder?

Du wärst eine super Ergänzung jedes Hackathon-Teams gewesen – deine Kompetenz im Pizzakaufen und Kaffee organisieren ist unbestreitbar. 

Aber im Ernst: Das Wichtigste ist die interdisziplinäre Aufstellung der Teams. Nur dadurch kommt es zu kreativen Lösungen in kurzer Zeit. Und natürlich müssen alle Teilnehmer voll am Hackathon arbeiten – für Ablenkungen oder viel Schlaf ist schlicht keine Zeit und trotzdem: Hackathons machen Spaß!

Hackathons eignen sich für viele Fragestellungen, solange eine kreative Problemlösung in kurzer Zeit notwendig ist. Wichtig ist hier, dass wirklich genug Freiraum für Kreativität gegeben wird und gleichzeitig der Kunde jederzeit zur Verfügung steht. Es geht um agiles Arbeiten auf der Überholspur. Wenn die Lösung oder der Lösungsweg schon feststehen, ist das eher nicht geeignet. Aber wenn es neben solchen Dingen wie Machinelearning beispielsweise darum geht, in sehr kurzer Zeit Ideen für den Eintritt in neue Märkte oder Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln, dann ist ein Hackathon genau das richtige.

 

Wahnsinn! Marcus, vielen Dank für die Einblicke! Du weißt schon, dass du jetzt Erwartungen geweckt hast und du einen extra Slot bei unserem nächsten Digitalization Excellence for Executives-Seminar bekommst, oder?

Machen wir dann einen Kommissar-Krause-Hackathon?